Keynote 1

Kommunale Bildung in der Demokratie: Persönlichkeits- und Gesellschaftsbildung in gemeinsamer Verantwortung

Referent:
Prof. Dr. Stephan Maykus, Hochschule Osnabrück und Universität Hamburg

Prof. Dr. Stefan Maykus ist der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung seit 20 Jahren durch verschiedene Bildungsprogramme verbunden.
  
In seinem Vortrag erläuterte Prof. Dr. Maykus die zentrale Rolle von Bildung für ein demokratisches Leben miteinander und sprach sich für eine „allgemeine Bildung“ im Sinne einer Festigung freiheitlich demokratischer Werte aus. Gesellschaftsbildung versteht er als Teil eines breiten Bildungsverständnisses, das durch kooperative Bildungsnetzwerke gestaltet und sichergestellt wird. Kinder und Jugendliche sowie deren Lebenswelten gehören in den Fokus einer beteiligungsorientierten Umsetzung politischer Beschlüsse, beispielsweise durch die Integration von Entscheidungen aus Jugendbeteiligungsgremien. Lebenswelt und Lebensraum als Bezugspunkte sollten stärker in den Fokus von Arbeitsgruppen, Gremien und deren Entscheidungen gerückt werden. Das Bildungsideal einer Festigung freiheitlich demokratischer Werte stellt dabei das Dach dar, das allen Entscheidungen zur Gestaltung und Planung von Bildungsprozessen und Bildungszielen zugrunde gelegt werden sollte. Kooperationslandschaften und Netzwerke zur Steuerung und Gestaltung von Bildung können Antworten auf Fragen der Gestaltung einer zeitgemäßen Bildung geben.
 
Krisen fördern laut Maykus Rückzug, d. h. Denken und Handeln in versäulten Verwaltungsstrukturen. Netzwerke erfahren das Phänomen der Vereinzelung. Bildungslandschaften sollten eine gemeinsame Bildungsvision durch gemeinwohlorientierte Gestaltung einer Bildung vor Ort widerspiegeln. Eine geteilte allgemeine Gesellschaftsbildung befähigt Kinder und Jugendliche und alle Bürger:innen zu Selbst-, Mitbestimmungs- und Solidaritätsfähigkeit. Mit der Idee einer gemeinwohlorientieren demokratischen Gesellschaftsbildung kann eine „Gesellschaft der Singularitäten“, in der der einzelne Mensch als Bildungsprojekt im Zentrum von Bildungsprozessen steht, abgelöst werden.
 
Der Lebensort ist gemeinsamer Erfahrungsraum der Menschen und stellt damit die Grundlage für alle Bildungsprozesse dar. Diese beinhalten auch analog-digitale Räume. Durch das Verschränken beider Aspekte (analog und digital) können Lebensort und Bildungsprozesse gemeinsam als virtualisierte Lebenswelten der Menschen verstanden werden. Durch die Idee einer allgemeinen Bildung als geteiltes Verständnis in kommunalen Bildungslandschaften wird die Kommune Resonanzraum für Bildung und stärkt die Gemeinwohlkultur der Gesellschaft vor Ort.