Jugendhilfe und Schule

Multiprofessionelle Kooperation in der Kommune und die Umsetzung des Rechtsanspruchs

Art:

Online-Veranstaltung:
über Cisco Webex
Datum: 
Freitag, 16. Dezember 2022 - 11:00 bis 12:30

Mit der Vortragsreihe DiskuTANO etabliert die Transferagentur Nord-Ost ein neues, kurzweiliges Online-Format: Ein einleitender Impuls wirft ein Schlaglicht auf aktuell relevante Themen der kommunalen Bildungslandschaft, anschließend gibt es Gelegenheit zu Diskussion und Austausch.

Das erste DiskuTANO fand am 16.12.2022 von 11:00 - 12:30 Uhr online über Webex Meetings statt.

Die Auftaktveranstaltung widmete sich dem Thema „Jugendhilfe und Schule: Multiprofessionelle Kooperation in der Kommune und die Umsetzung des Rechtsanspruchs“: Im Zusammenhang mit dem Ganztag werden Relevanz und Chancen multiprofessioneller Teams schon länger diskutiert. Nicht zuletzt durch den kommenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter nimmt der Diskurs um multiprofessionelle Kooperation, insbesondere in der Verknüpfung von Jugendhilfe und Schule, auch in Kommune Fahrt auf.

Welche Schnittstellen zwischen kommunal verankerter Jugendhilfe und Schulen in Trägerschaft kreisangehöriger Gemeinden gibt es? Welchen Auftrag hat die Kommune im Kontext des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung und wie kann sie diesen in Kooperation mit den Schulträgern gestalten? Welche Chancen liegen in der Förderung von multiprofessioneller Kooperation und welche Rahmenbedingungen sollten dafür geschaffen werden? 

Um diese Fragen zu diskutieren, hatten wir Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen zu Gast.

Der erste Teil des Vortrags beschäftigte sich mit den Schnittstellen zwischen Jugendhilfe und Schule. Um die Spannungen zwischen den verschiedenen Akteuren Bund, Land, Kommune, Jugendamt und Schule sowie Jugendhilfe und Lehrkräften und die damit einhergehenden Herausforderungen zu beleuchten, bediente sich Stöbe-Blossey eines Mehrebenen-Systems (Rahmenbedingungen auf der Makro-, organisationale Arrangements auf der Meso- und konkrete Bearbeitung auf der Mikroebene). Auf diese Weise arbeitete sie die komplexen Zusammenhänge heraus. 
 
In der anschließenden Fragerunde brachten die Teilnehmenden aus Landesministerien, Verbänden, aus dem kommunalen Bildungsmanagement sowie kreisangehörigen Gemeinden ihre jeweiligen Blickwinkel ein. Es wurde deutlich auf die Problematik verwiesen, dass die kommunale Bildungslandschaft sehr heterogen sei, weswegen insbesondere die Vernetzung der Akteure miteinander aber auch verschiedener Kreisjugendämter eine hohe Bedeutung beigemessen werde. Der Vernetzungsaspekt kam in der Diskussion an verschiedenen Stellen wiederholt auf, beispielsweise im Kontext der Datenbasierung: Da Schulabsentismus bislang von den Schulen unterschiedlich erfasst und dokumentiert wird, wünschen sich die Teilnehmenden eine landesweit einheitliche Vorgehensweise sowie eine gemeinsame Software, welche die notwendigen Verknüpfungen erlaubt.
 
Der zweite Teil des Vortrags setzte den Fokus auf die strukturellen Veränderungen, die mit dem Rechtsanspruch auf Ganztag einhergehen. Stöbe-Blossey wies darauf hin, dass die Datenlage von Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern in Bezug auf den Kita- bzw. Schulkinderbereich sehr unterschiedlich ist. So stammen Daten zu Betreuungsquoten entweder aus Elternbefragungen oder sie sind gar nicht erst vorhanden. Zudem sind in Schleswig-Holstein auch quantitativ deutlich weniger Betreuungsangebote vorhanden als in Mecklenburg-Vorpommern. 
Weitere Schwerpunkte bezogen sich auf die Qualitätsentwicklung und das Personal. Zur Personalgewinnung empfahl Stöbe-Blossey, möglichst über verschiedene Wege geeignete Personen zu akquirieren, z. B. über die Anerkennung ausländischer Abschlüsse; Elternteile, die nach der Elternzeit wieder in einen Beruf einsteigen wollen oder Quereinsteiger:innen. Um einen qualitativ guten Ganztag anbieten zu können, setzte Stöbe-Blossey darauf, vorhandene Strukturen weiterzuentwickeln, Programme zu vernetzen und langfristig angelegte Kooperationen zu bilden sowie die Raumplanung so zu gestalten, dass Räume sowohl vormittags von Schulklassen als auch nachmittags für Ganztagsangebote optimal genutzt werden können.
 
Entsprechend der Schwerpunkte knüpfte auch die zweite Diskussionsrunde an den strukturellen Aspekten an. Hierbei zeigte sich, dass die Steuerung der Rahmenbedingungen wesentlich für das Gelingen sein kann. Dazu kann es von Vorteil sein, bei der Gestaltung von Richtlinien nicht nur Expert:innen und Spitzenverbände mit einzubeziehen, sondern auch Personen vor Ort, die Praxiswissen aus dem entsprechenden Bereich mitbringen. Zum Aspekt der Personalgewinnung wurde auch in der Diskussion deutlich darauf hingewiesen, dass es zwar viele Personen gebe, die grundsätzlich geeignet seien, ihnen aber häufig die richtige Berufs- bzw. Ausbildungsbezeichnung fehle. Daher kam der Vorschlag auf, diese unter „pädagogisch Tätige“ zu bündeln, um eine einheitliche Ansprache zu gewährleisten. 
 

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