Fachforum Kulturelle Bildung 2

Improvisation als Gamechanger für die kulturelle Bildung der Zukunft

Referentin:
Prof. Dr. Corinna Eikmeier, Musikhochschule Lübeck

In der Welt, in der wir leben, die durch immer mehr Krisen erschüttert wird, kommt es mehr und mehr zu unvorhergesehenen Situationen, die wir bewältigen oder auf die wir reagieren müssen. Die Fähigkeit zur Improvisation kann dafür eine nützliche Kompetenz darstellen. Die Teilnehmenden wurden im Rahmen des Fachforums dazu eingeladen, ihre eigenen Improvisationsfähigkeit zu trainieren und erfuhren dabei, welche Rolle die kulturelle Bildung in diesem Zusammenhang spielt. 
 
Kulturelle Bildung muss sich als Querschnittsaufgabe von formaler und non-formaler Bildung ständig selbst erneuern.  In der Transformation und Innovation der Kulturellen Bildung kann Improvisation eine Gamechanger-Rolle einnehmen.  Prof. Dr. Corinna Eikmeier leitete das Fachforum zunächst mit einem theoretischen Input zu Improvisation und Improvisationsdidaktik ein, bevor die Teilnehmenden selbst improvisierten. Die Cellistin und Professorin für Instrumental- und Gesangspädagogik erläuterte verschiedene Voraussetzungen für Improvisation nach Ronald Kurth. So müssen die Teilnehmenden einer Improvisation in der Situation sein. Lebensraum der Improvisation ist die Gegenwart. Es muss ein Ereignis des Nichtvorhergesehenen geben und die Reaktion darauf muss aus dem Moment heraus getroffen werden und schnell erfolgen. Damit dies möglich ist, müssen die Teilnehmenden aufmerksam sein, authentisch wahrnehmen und schnell Entscheidungen treffen. Das Unvorhersehbare verursacht Taumeln und Ungewissheit. Gewohnheiten müssen abgelegt werden, es muss etwas anders gemacht werden. Wichtig für eine Improvisation ist, dass Klarheit über das Setting geschaffen wird. Dazu kann gehören, den Ort sowie den Zeitpunkt und insbesondere das Ende einer Improvisation festzulegen. Auch können durch ein Konzept Grenzen gesetzt werden. Veränderungen oder auch die Anwesenheit eines Publikums und Geräusche, die ungeplant von außen eindringen, können zu Störungen führen. Außerdem kann es zu mentalen Störungen kommen, die dazu führen, dass die Teilnehmenden in ihrem Handeln unterbrochen werden. 
 
In einer Improvisation ist Kommunikation miteinander nötig. Dies konnten die Teilnehmenden des Fachforums erleben, als sie gemeinsam improvisierten. Da das Unvorhersehbare nicht gelehrt werden kann, können Lehrkräfte nur die Situationen für Improvisation schaffen und die Situation anleiten. Die Lehrkraft muss fähig sein zur Reaktion auf das Improvisierte. Das Material für eine Improvisation kann sehr vielfältig sein. In diesem Fall nutzte Eikmeier Gegenstände, die im Raum greifbar waren, wie Stifte, Schlüssel, Klemmbretter sowie extra mitgebrachte Zeitungen.
 
Die Teilnehmenden waren aufgefordert, durch Geräusche (z.B. Rascheln, Wedeln o.ä.) mit dem Zeitungspapier eine gleichmäßige Tonfläche zu bilden. Im nächsten Schritt durfte es Soli geben, die (in der Lautstärke) darüber lagen (mit Hilfe des Zeitungspapiers oder der Stimme). Zum Ende der Improvisation wurde die Tonfläche wieder hergestellt und alle endeten gemeinsam. Die Übung wurde mit geschlossenen Augen durchgeführt, um die Aufmerksamkeit zu trainieren und eine besondere Wahrnehmung zu erzeugen.
 
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